Wie das mit der Erziehung auch funktionieren kann
Eltern-Kind-Kommunikation mal anders gedacht
Nicht immer lieb und dennoch liebend
Du möchtest, dass Dein Kind lernt, auch gesunde Nahrungsmittel zu mögen?
Dann mach Deinem Kind das Gesunde schmackhaft!
Die Aussage "Nirgends schmeckt es besser als bei Mama!" kommt nicht von ungefähr. Wir alle haben unsere ersten kulinarischen Erfahrungen schließlich im Elternhaus gemacht.
Meine Schwiegermutter, geboren in den 1930ern, war Hauswirtschaftsmeisterin. Selbstverständlich hat sie auf eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder geachtet. Es war ihr Job - schon damals. Doch vor allem hat sie es verstanden, die Begeisterung für leckeres Essen weiterzugeben.
Und genau das darfst auch Du vermitteln: Spaß am Essen, Lust auf Geschmack, Freude beim Zubereiten. Wenn das im Vordergrund steht, ist es Deinem Kind herzlich egal, ob der Salat gesund ist. Er ist einfach lustig bunt und knackig. Lecker eben. Und gesund...
Wie überzeugst Du Dein Kind davon, dass gesund auch lecker ist?
Du fragst Dich, wie das funktionieren kann?
Nimm den Löffel von unten! - Hör auf, so zu schaufeln! - Mach den Mund zu beim Essen!
Wenn Dir beim Abendessen mal wieder der Appetit vergeht
Kennst Du das auch? Dein Stoßgebet, wenn Du mit Deinem Kind im Restaurant sitzt, es möge doch wenigstens dieses eine mal gesittete Tischmanieren an den Tag legen?
Davon abgesehen, dass ich der Überzeugung bin, dass Kinder sehrwohl wissen, wie sie sich bei Tisch zu benehmen haben, ist dies tatsächlich immer noch eines der großen wiederkehrenden Erziehungsthemen: Wieso benimmt sich mein Kind beim Essen so?
Bitte frage Dich daher zunächst einmal: Benimmt es sich wirklich so schlecht? Nervt es nur Dich? WILL Dein Kind Dich vielleicht nur nerven?
Andererseits sollte eine gemeinsame Mahlzeit allen Anwesenden Spaß machen. Es ist eine Zeit des Beisammenseins, der Kommunikation, des Familienlebens. Also darfst Du selbstverständlich auch Deine Grenzen setzen und diese kommunizieren.
Wir gehen jetzt einmal davon aus, dass Dein Kind versteht, was Du von ihm erwartest. Und es könnte das auch umsetzen. Doch es ist zu einem Ritual geworden, zu einem festen Bestandteil des familiären Abendessens. Warum also sollte sich daran etwas ändern?
Ändern kann sich also nur etwas, wenn Du etwas änderst. Aufstehen und gehen ist da nicht die schlechteste Lösung...
Wie machst Du Deinem Kind klar, dass Genuss auch etwas mit ästhetischem Essverhalten zu tun hat?
Allein die Vorstellung, Dich so hart gegenüber Deinem Kind zu verhalten, macht Dir Angst?
Lernen will gelernt sein
Lernt Dein Kind schon? Oder immer noch Du?
Lernen will gelernt sein! Und jeder Mensch lernt anders. Das hat unter anderem etwas mit den unterschiedlichen "Lernkanälen" zu tun: Ist man ein eher optisch veranlagter Mensch, wird man durch lesen effektiver lernen, als durch hören. Ist man ein eher akustisch veranlagter Mensch, wird lesen herzlich wenig bringen.
Dein Kind darf also sicherlich erst einmal lernen, welche Kanäle bei ihm offen sind. Und dabei kannst Du es wunderbar und tatkräftig unterstützen.
Doch dann kommt eine Zeit, die Du vielleicht auch noch aus Deiner Schulzeit kennst: Lernen? Nö! Keine Lust, keine Zeit und überhaupt ist Schule wack.
Lass mich raten: Du redest Dir dann den Mund fusselig und doch ändert dies nicht das Geringste daran, dass Dein Kind alles macht, nur nicht lernt? Gut! Dann lass es...
Seit der Grundschule unterstützt Du Dein Kind beim Lernen. Irgendwann kannst Du (erneut) den Fischer von Goethe auswendig, beherrscht das Periodensystem besser als früher und bist (wieder) bestens vertraut mit der Interpretation von Mutter Courage - während Dein Kind nicht das geringste Interesse zeigt. Wann willst Du damit aufhören?
Irgendwann wird Dein Kind eine Ausbildung beginnen. Oder ein Studium. Oder - ganz eigenmotiviert - eine Fremdsprache. Wie soll es dann lernen?
Wir Menschen haben einen angeborenen Drang, Wissen zu erlangen. Dein Kind möchte on top sicherlich lieber gute als schlechte Noten schreiben. Gib ihm die Chance, das zu verstehen. Und wenn das bedeutet, dass Dein Kind mal ein Jahr lang den Leistungsverweigerer mimt? Ja, dann ist das so! Wichtig ist nur eines: Mach Deinem Kind den Zusammenhang klar. Wirkt!
Wie lernt Dein Kind das Lernen?
Du hast schon alles versucht, doch es klappt einfach nicht?
Wenn Kinder das Dagegenfähnchen schwingen
Nimm Dein Kind ernst
Eltern müssen Entscheidungen treffen, auch solche, die Kind nicht mag. Das nennt sich nicht nur Erziehung, sondern auch Fürsorge und Sicherheit. Bei mir und meinem Sohn hieß das "die Mama-Karte ziehen".
Doch nicht alle Entscheidungen des Tages sind elementar und lebenswichtig. Die Antwort auf die Frage "Darf ich ein Naschi?" ist eine solch eher banale Entscheidung. Oder die auf die Frage "Darf ich nach der Schule mit zu xyz?".
Spontan und aus dem Bauch heraus lautet die Antwort auf gerade diese beiden Fragen häufig "Nein!". Wenn's gut läuft sogar "Nein, weil...!". Weil wir gleich Abendbrot essen... Weil Du noch lernen musst... Weil halt. Irgendeinen Grund gibt es schließlich immer.
Kind findet das in der Regel nicht so fein. Hört das Nein und der Wutausbruch beginnt. Stress und Streit sind vorprogrammiert, das Abendessen wird nach hinten verschoben und gelernt wird unter diesen Voraussetzungen sicherlich nicht. So aber vielleicht schon:
"Ok, meine Antwort gefällt Dir nicht. Hm... Bringt Dich das Schreien da weiter? Vielleicht magst Du Dich beruhigen? Dann erkläre ich Dir noch mal, warum ich meine, dass Du jetzt nicht naschen solltest. Und dann sagst Du mir, warum naschen für Dich aber gerade jetzt ganz wichtig ist. Und vielleicht finde ich ja Deine Gründe so gut und richtig, dass aus meinem Nein ein Ja wird."
Davon abgesehen, dass Du Dich und Deine Entscheidungen auf diese Weise immer mal wieder selbst hinterfragst, bringst Du Deinem Kind so ganz nebenbei auch noch grandiose Dinge bei: Argumentationsgeschick, Kommunikationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Selbstreflektion. Wirkt also gleich mehrfach!
Wie regelst Du das mit den elterlichen Entscheidungen?
Du hast keine Ahnung, wie Du die Ruhe und Kraft dafür aufbringen sollst?
Kinder & Gefühle
...und warum es so wichtig ist, dass Du Deine zeigst!
„Wir Erwachsenen schaffen es ja noch nicht einmal, über unsere eigenen Gefühle zu sprechen, wie sollen wir dann den Kindern beibringen, über ihre Gefühle zu sprechen?“. O-Ton eines Kunden...
...und ein sehr guter Punkt! Deswegen gehen Menschen wie ich in Kitas und Schulen und versuchen, Eltern dafür zu sensibilisieren.
Dein Kind ist Dein Spiegel - egal, ob Dir gefällt, was Du darin siehst. Es gibt kein „Das kann er/sie doch noch gar nicht verstehen.“ Es gibt nur Deine Worte, Deine Gestik, Deine Mimik, die das Verstehen möglich machen.
Ja, manchmal sagt ein Blick mehr als 1.000 Worte. Oder eine Umarmung, ein herzhafter Lacher, ein leises Weinen. Doch gerade kleinen Kindern helfen erklärende Worte, damit sie verstehen, was da passiert.
Lass Dein Kind an Deinen Emotionen teilhaben. Nur so kann es lernen, dass Gefühle richtig sind. Und wichtig. Und normal. Und nur so kann es lernen, seine eigenen Emotionen in Worte zu fassen und zu zeigen - nicht zuletzt Dir. Wirkt!
Wie gehst Du gegenüber Deinem Kind mit Deinen Gefühlen um?
Dir fällt es grundsätzlich schwer, über Deine Gefühle zu reden?
Vertrauen
...oder nicht vertrauen, das ist oft die Frage!
Wir Eltern leiden oft unter der Wahnvorstellung, dass wir alles besser wüssten als unsere Kinder. Und dass uns dies das Recht gibt, sämtliche Belange des täglichen Lebens für unsere Kinder zu planen, zu regeln, zu entscheiden.
Doch auch Eltern haben keine Glaskugel - und möchten dennoch so häufig, dass ihnen ihre Kinder (bestenfalls blindlings) vertrauen.
Beispiel I
Der Jüngste (8 Jahre alt) erklärt, er sei nun alt genug, um alleine mit dem Rad zur Schule zu fahren. Echt jetzt?! Klares Nein! Der Knabe ist doch noch nicht mal in der 4. Klasse, geschweige denn, dass er einen Fahrradführerschein hat!
Mein Tipp: Atmen!
Hinterfrag Deine Reaktion! Bist Du ängstlich? Bist Du genervt, weil das erst mal Üben bedeutet? Bist Du überfordert, weil Kind groß wird? Reden hilft! Frag Deinen Sohn, ob er sich Gedanken um das Gewicht des Ranzens und den morgendlichen Zeitplan gemacht hat. Und das Wichtigste: Mach Deinem Kind klar, dass Du ihm die Fahrt zwar zutraust, doch auch ein wenig Angst hast, ihn alleine loszulassen.
Beispiel II
Die Älteste erklärt, sie wolle die Schule schmeißen und erst mal ein Jahr durch die USA reisen. Dagegen, ganz klar! Weiß die denn gar nicht, was sie sich damit antut?!
Mein Tipp auch hier: Atmen!
Hinterfrag Deine Reaktion! Bist Du schockiert? Bist Du traurig? Zweifelst Du an Dir selbst? Reden hilft! Mach Deiner Tochter klar, Du sie liebst, dass Du jedoch auch einen Erziehungsauftrag hast. Dass Du ihre Argumente akzeptieren kannst, doch auch Schwachstellen in ihrem Plan erkennst.
All das wird euer gegenseitiges Vertrauen stärken. Wirkt!
Wie stärkst Du Dein Vertrauen in Dein Kind?
Du fragst Dich, wie Du Deinem Kind vertrauen sollst, wenn es ständig nur Blödsinn im Kopf hat?
Manchmal darf es halt der Holzhammer sein
Nichts wird sich ändern, wenn Du Dich nicht änderst
Sich murmeltiermäßig den Mund fusselig zu reden hat Dich offenbar nicht weiter gebracht. Also darf sich etwas ändern - und das deutlich! Mit dem "Holzhammer", quasi. Doch das einzige, das Du nachhaltig ändern und vollends beeinflussen kannst, ist Dein eigens Verhalten.
Trau Dich!
Ja, Dein Kind wird bemerken, dass Du Dich anders verhältst. Und ja, es wird auch anders reagieren. Also mach Dir doch mal drei Gedanken, was Du mit so einem richtigen Knalleffekt, mit Pauken und Trompeten und Trommelwirbel anders machen kannst.
Solltest Du dabei Unterstützung benötigen, schreib mich gern an!
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